HeimBrau Convention 2023
An diesem Wochenende, fand im hessischen Romrod zum dritten Mal die Heimbrau Convention in einer atemberaubenden Kulisse statt. Historisch betrachtet geht die Geschichte des Schlosses Romrod auf eine ältere Wasserbung der Herren von Romrod zurück. Vermutlich ist diese im 12. Jahrhundert entstanden. Später fiel es an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt, welche die ursprüngliche Burg zu einem Jagdschloss umbauen ließen. Heute beinhaltet das Schloss neben einem Hotel auch mehrere Veranstaltungsräume, die für unterschiedliche Events angemietet werden können. Vom 10. bis 12. März 2023 war allerdings das gesamte Schloss in der Herrschaft von zahlreichen Hobbybrauern und Bierenthusiasten, die aus ganz Deutschland angereist sind. Auch ich durfte dieses Jahr der HBCon beiwohnen. Die Anreise aus dem tiefsten Niederbayern hat am Freitag gut viereinhalb Stunden gedauert. Trotz teilweise Starkregen, unerwarteten Sturmböen und viel zu vielen Baustellen erreichte ich um Punkt 19 Uhr das Schloss. Pünktlich zur offiziellen Eröffnung der dreitägigen Veranstaltung durch den Verein HeimBrau Convention.
Direkt am Freitag, nach der Eröffnung der dritten HBCon fand im Rittersaal, sowie im Kamin- und Renaissancezimmer der Teilnehmerwettbewerb statt. An diesem konnten Hobbybrauer ihre Bierkreationen dem interessierten Publikum zur Verkostung anbieten. Diese Gelegenheit ließen sich weit über dreißig Hobbybrauer nicht entgehen. Neben klassischen und modernen Bierstilen, wie Beispielsweise IPA’s, Porter und Sauerbieren wurde auch so manch spezielles Bier vorgestellt. Gut in Erinnerung sind mir dabei drei Biere geblieben. Das Quadrupel, ein belgischer Bierstil, der ursprünglich für die HBCon 2020 gebraut worden ist. Aufgrund der Pandemiesituation in den vergangenen Jahren wartete diese Bierkreation in der Flasche auf die dritte HBCon in 2023. Die lange Wartezeit hat deutliche Reifearomen in das Bier gebracht. Getrocknetes Dörrobst hat das Bier stimmig abgerundet und daraus eine gealterte Version des Bierstiles geschaffen. Interessant wäre noch ein Vergleich mit einem frisch gebrauten Quadrupel von der Recklinghauser Hobbybrauerei MotschBräu.
Gut im Gedächtnis ist auch das „Waiting for HBCon“ geblieben. Wie der Name schon ableitet, hat es eine ähnliche Geschichte hinter sich. Auch dieses Bier wurde von Wastls Hausbräu aus Köln für eine Convention gebraut, die leider nicht stattgefunden hat. Demzufolge durfte das Imperial Stout über Jahre reifen und seinen vollendeten Geschmack in der diesjährigen HBCon nun endlich zeigen. Auch hier ist bemerkenswert zu erwähnen, dass die Lagerung über Jahre dem Bier eine abgerundete, leichte cremige und harmonische Eigenschaft ermöglicht hat.
Zu guter Letzt traf ich dann auf einen Tisch im obenliegenden Renaissancezimmer. An dem Tisch tummelten sich zahlreiche Besucher. Man musste sich seinen Weg regelrecht durch die Menschenmassen durchkämpfen. Dann entdeckte ich Pink Marie, ein Himbeer-Witbier aus Köln. Eingebraut wurde der belgische Bierstil mit frischen Himbeeren, Vanilleschoten und Tonkabohnen. Im Glas zeigte sich das Bier selbstverständlicherweise in einem rötlichen und durchgängig trüben Gewand. Intensive Aromen von frischen Himbeeren und abgerundeten Vanillenuancen stiegen in die Nase auf. Geschmacklich betrachtet zeigte sich diese Kreation mit einen zarten Bitternote, einem samtigen Mundgefühl und einem fruchtgeladenen Körper. Es ist nicht wirklich überraschend, dass dieses Bier am Freitagabend gegen 22:30 Uhr zum Sieges des diesjährigen Teilnehmerwettbewerbs ausgezeichnet worden ist. Auch ich gratuliere an dieser Stelle!
Der zweite Tag, der Samstag startete bei mir bereits um halb sieben Uhr in der früh. Nach einem entspannten Frühstück und einem genussvollen Kaffee begann um 9 Uhr das Briefing der Juroren vom Jurywettbewerb im Bürgerhaus. Gemeinsam mit vier weiteren Kollegen an unserem Tisch durften wir mehrere dunkle Weißbiere verkosten, beurteilen und bewerten. Insgesamt muss man an dieser Stelle deutlich sagen, dass alle eingereichten Weißbiere gelungene Interpretationen des traditionellen Bierstiles waren. Haarschaft und nach längeren Diskussionen am Tisch konnten wir uns schlussendlich für das Siegerbier in der Kategorie dunkles Weißbier entscheiden. Nur feine Nuancen trennten den Zweitplatzierten vom Gewinner. Leider konnte ich selbst bei der Siegerehrung nicht mehr dabei sein, da ich bereits am Nachmittag die Heimreise antreten musste. Demzufolge gratuliere ich an dieser Stelle dem Gewinner, sowie allen anderen Teilnehmern beim Jurywettbewerb.
Direkt nach dem Jurywettbewerb ging es dann wieder zurück ins Schloss. Wayermann Malz, Fermentis, Lallemand, Hobbybrauerversand, Hopfen der Welt und weitere Dienstleister und Onlineshops für den Hobbybedarf waren angereist nach Romrod um sich auf der Messe zu präsentieren. Interessante Gespräche und nette Kontakte konnten so direkt am Stand geführt werden. Sehr spannend fand ich „Craft Hardware“ aus Augsburg. Ein drei Gräte Sudhaus für den anspruchsvollen Hobbybrauer wurde vorgestellt. Ausgestattet mit Tri Clamp Anschlüssen, integrierter Kühlspirale, elektronischer Steuerung und vollständig aus Edelstahl gefertigt. Erhältlich in unterschiedlichen Größen, von 40 bis hin zu 115 Litern… Definitiv sehenswert…
Auch noch am Samstag ergab sich die Gelegenheit für mich unterschiedliche Bier der Kölner Bierhistoriker e.V. zu verkosten. Die Vereinsmitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, fast vergessene Bierrezepturen wieder neu zu entdecken. Passend zu meinem im Februar stattgefundenen BierTasting „Reise in die Vergangenheit“ konnte ich am Stand des Vereines ein Grätzer und eine Berliner Weiße verkosten. Auch wieder hier sensationelle Biere, handwerklich gebraut von und für Hobbybrauer.
Nach einem Mittagessen, das aus einem sehr leckeren Burger und einem passenden Bier bestand, trat ich dann die Heimreise an. Auf alle Fälle war es ein faszinierendes Erlebnis mit netten Kollegen, neuen Kontakten und zahlreichen bierigen Eindrücken. Ein Besuch der Heimbrau Convention im kommenden Jahr ist nicht ausgeschlossen…